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Lukaschenko zerstört die weißrussische Staatlichkeit


Die Streitkräfte Russlands und Weißrusslands haben eine Serie von vorbereitenden Manövern für die gemeinsamen strategischen Manöver „Zapad-2021“ („Westen-2021“) begonnen. Beteiligt werden an diesen Kräfte und Mittel der Rückwärtigen Dienste und materiell-technischen Versorgung der Armeen beider Länder. Die Manöver werden praktisch auf dem gesamten Territorium von Weißrussland, aber auch auf elf Truppenübungsplätzen und sieben Flugplätzen des Westlichen Militärbezirks abgehalten. Parallel dazu haben großangelegte Manöver in den nichtanerkannten Republiken im Donbass, in der Donezker und der Lugansker Volksrepublik begonnen.

Wie der stellvertretende Leiter der Hauptverwaltung für internationale militärische Zusammenarbeit des russischen Verteidigungsministeriums, Jewgenij Iljin, mitteilte, würden die Manöver „Zapad-2021“ einen „reinen Verteidigungscharakter tragen und keine konkreten Länder als Gegner ansehen“. Die Analyse der von Moskau vorgestellten Absicht bzw. Idee der Manöver erlaubt aber, den Schluss zu ziehen, dass sie die Realitäten der militärpolitischen Lage berücksichtigt, die sich in der westlichen strategischen Richtung gestaltet, wo einige Länder die Russische Föderation als Feind ansehen. Beispielsweise hat am Montag der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte Valerij Saluschnij Russland als einen Aggressor bezeichnet und die ukrainische Armee aufgerufen, „zur Führung von offensiven Handlungen zur Befreiung einzelner Regionen der Verwaltungsgebiete Donezk und Lugansk von der Hybridarmee der Russischen Föderation bereit zu sein“.

Nach Aussagen von Iljin wird aber bei den Manövern „Zapad-2021“ der angenommene Staat „Polar-Republik“ als Gegner auftreten. „Angenommen wird, dass der Gegner, der über entwickelte Streitkräfte verfügt, Versuche einer gewaltsamen Druckausübung auf die „Zentrale Föderation“ unternimmt. Die Eskalation der Spannungen ufert zu einem bewaffneten Konflikt aus… In dieser Situation erfüllen die zu schulenden Führungsorgane, Truppen und Kräfte Gefechtsaufgaben zur Abwehr von Luftschlägen des angenommenen Gegners sowie zur Durchführung von Aufklärungs- und Such-, Verteidigungs- und Offensivhandlungen zwecks Lokalisierung des bewaffneten Konflikts und zwecks Zerschlagung des Gegners“, erklärte Iljin.

Laut Angaben von Weißrusslands Verteidigungsministerium seien die russischen und weißrussischen Truppen auf dem Truppenübungsplatz Obus-Lesnowskij (Verwaltungsgebiet Brest) und im Ausbildungszentrum „Lesistsche“ (Verwaltungsgebiet Minsk), aber auch im Bereich des Flugplatzgeländes der Fernverkehrsstraße Minsk-Mogiljow des Verwaltungsgebietes Minsk konzentriert worden. In den vergangenen Jahren landeten auf dieser Trasse russische und weißrussische Flugzeuge. „Dies ist eine relativ neue Art der Gefechtsausbildung für die Angehörigen der Luftstreitkräfte. Unter Gefechtsbedingungen kann jegliches geschehen. Und die Truppen müssen auf Autotrassen Reserveflugplätze organisieren können“, erklärte der Militärexperte und Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow gegenüber der „NG“. Er lenkte das Augenmerk darauf, dass im Unterschied zur Sowjetzeit durch die Truppen für eine Versorgung mit Treib- und Schmierstoffen aktiver Fernleitungen genutzt werden, an denen Punkte für ein massenhaftes Betanken von Rad- und gepanzerten Fahrzeugen eingerichtet werden, was die Mobilität der Truppen erhöht.

Die Gefechtsausbildung wird auch im Westlichen Militärbezirk organisiert. So werden rund 1500 Militärs und etwa 400 Gefechtsfahrzeuge und andere Spezialtechnik an den Manövern teilnehmen. Einheiten für die materiell-technische Sicherstellung trainieren „Aufgaben zu allen Arten der RD- und technischen Sicherstellung – zum Transport von Truppen und militärischen Gütern, zum Bau von Fluss-Brücken und zur Errichtung von Eisenbahnbrücken ebenso von Fährverbindungen sowie zur Instandsetzung von Waffen und Gefechtstechnik unter Bedingungen von Gefechtshandlungen“, berichtete der stellvertretende russische Verteidigungsminister, Armeegeneral Dmitrij Bulgakow, gegenüber Medienvertretern.

Laut Angaben des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation werden in den nächsten Tagen Manöver von Kräften und Mitteln der materiell-technischen Sicherstellung gleichzeitig auf Truppenübungsplätzen in den Verwaltungsgebieten Leningrad, Jaroslawl, Nishnij Nowgorod, Woronesch, Brjansk, Twer, Pskow und Moskau stattfinden. Wie General Iljin erklärte, seien nach Weißrussland die Hauptveranstaltungen der Manöver „Zapad-2021“ vom 13. bis einschließlich 16. September auf dem Truppenübungsgelände in Mulino bei Nishnij Nowgorod geplant. Dort sollen bis 3. September neben russischen Truppen Militärkontingente aus allen Ländern der Organisation des kollektiven Sicherheitsvertrages (Armenien, Weißrussland, Kasachstan, Tadschikistan und Kirgisien), aber auch aus Indien, der Mongolei, Serbien und Sri Lanka eintreffen. Die Streitkräfte Chinas, Vietnams, Myanmars, Pakistans und Usbekistans werden durch Militärbeobachter vertreten sein. „Insgesamt werden bis zu 200.000 Menschen, rund 80 Flugzeuge und Hubschrauber, bis zu 760 Gefechtsfahrzeuge und Technik, darunter 290 Panzer, 240 Geschütze, reaktiven System für das Abfeuern von Salven und Minenwerfer, aber auch bis zu 15 Schiffe an dem Manöver teilnehmen“, sagte Iljin.

„Im Vergleich zu 2017, als analoge „Zapad“-Manöver abgehalten wurden, nehmen an den nunmehrigen Manövern erstens weitaus mehr Militärs teil – rund 200.000“, sagt der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Wladimir Popow (im Jahr 2017 – 12.700 – „NG“). „Das sind ein erheblicher Teil von Vertretern Weißrusslands und beinahe jeder fünfte Militär aus den Streitkräften der Russischen Föderation. Zweitens werden neben ihnen Kontingente aus anderen Ländern bei ihnen zum Einsatz kommen, was vor vier Jahren nicht der Fall war. Die gemeinsamen strategischen Manöver „Zapad-2017“ kann man als internationale bezeichnen. Und die Partner des Unionsstaates sind Länder, die unter bestimmten Umständen an der Abwehr einer Aggression teilnehmen können. Das heißt: Sie unterstützen real Minsk und Moskau aus militärischer Sicht“.