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Märchenhafte Umfrageergebnisse über eine Zunahme des sozialen Optimismus


Russlands offizielle Soziologie hat sich nicht vergebens die Neujahrsferien verlängert. Kurz vor Ende des laufenden Monats veröffentlichten das Allrussische Meinungsforschungszentrum (VTsIOM) und die Stiftung „Öffentliche Meinung“ (FOM) Ergebnisse der ersten traditionellen Wochenumfragen. Ihre Angaben harmonieren nicht sehr mit der Realität: Ohne offensichtliche Gründe nimmt nicht nur das Vertrauen in die staatlichen Institutionen zu und verschlechtert sich die Haltung gegenüber der Opposition, sondern nimmt auch der Grad des sozialen Optimismus zu. Allem nach zu urteilen, ist dies eine Reaktion auf das Bedürfnis von oben hinsichtlich des Schaffens einer Atmosphäre eines inneren Konsenses angesichts der zu erwartenden äußeren Komplikationen.

Mitte des Monats hatten VTsIOM und FOM keinerlei innenpolitische Indikatoren vorgelegt. Offensichtlich hatte man befürchtet, unter die Einwirkung des Pessimismus nach den Feiertagen zu geraten, oder – umgekehrt — besonders sorgfältig an dessen Überwindung gearbeitet. Und die zweite Variante sieht, den veröffentlichten Umfrageergebnissen nach zu urteilen, wahrscheinlicher aus. Das VTsIOM beispielsweise hat sich beispielsweise schon keine Mühen gemacht, um irgendwie die gewonnenen Daten selbst mit allgemeinen Worten zu erklären, und einfach mitgeteilt, dass der Grad der Billigung der Tätigkeit des Präsidenten 64 Prozent ausmachte, das heißt mit einem Mal gleich um mehr als zwei Prozent gestiegen ist. Übrigens, ihr Vertrauen in das Staatsoberhaupt bekundeten 67 Prozent. Dies ist ebenfalls eine Zunahme um zwei Prozent. Solch ein Ergebnis bescherte die direkte Frage nach der Haltung zu Wladimir Putin. Und das berüchtigte spontane Rating blieb praktisch auf der bisherigen Stelle mit 27 Prozent stehen.

Dabei haben Premier Michail Mischustin und die Regierung insgesamt keine besonderen Wunder hinsichtlich beider Nominierungen demonstriert. Dafür war die Kremlpartei „Einiges Russland“ dazu imstande, die ihr Ansehen bei den Wählern um ein halbes Prozent erhöhte, während die KPRF fast um ein Prozent abgesackt ist. Die kremlnahen Soziologen von VTsIOM haben auch der zweiten linken Partei – „Gerechtes Russland – Für die Wahrheit“ – ein wenig die Werte gesenkt, während die Ratings der LDPR und der Partei „Neue Leute“ leicht gestiegen sind. Als ein größerer Märchenerzähler hat sich jedoch FOM erwiesen. Die Stiftung „Öffentliche Meinung“ teilte übrigens offenherzig mit, dass sie die zweite Ausgabe der allwöchentlichen Umfragen veröffentliche, wobei sie allerdings nicht erklärte, wo denn die erste geblieben sei.

Nach Einschätzungen von FOM hätten sich die Billigung von Putin und das Vertrauen ihm gegenüber nicht stark verändert. Die Werte würden nach wie vor bei 61 bzw. 58 Prozent liegen. Die zweite Zahl ist freilich etwas höher als der Wert kurz vor dem Jahreswechsel. Für die Regierung laufen die Angelegenheiten wie auch früher nicht schlecht. Das Rating Mischustins ist sogar etwas angestiegen. Umwerfend in der Untersuchung von FOM ist die Zunahme des elektoralen Vertrauens gegenüber „Einiges Russland“ bis auf 31 Prozent. Das Wichtigste ist aber der Rückgang für die Kommunisten von 15 bis auf 13 Prozent, wobei die verlorengegangenen Prozente augenscheinlich der LDPR zugeschlagen wurden, da gerade diese Partei um solch einen Wert im Rating zugelegt hat.

Noch fantastischer sieht das Bild aus, wonach 41 Prozent der Befragten sich auf die Ereignisse in Kasachstan fokussiert hätten. Und das Wichtigste dabei ist, dass sich alle Werte verändert haben, die mit der Unzufriedenheit der Bürger und deren Erwartungen hinsichtlich des Grades des sozialen Optimismus zusammenhängen. FOM will beispielsweise gemessen haben, dass nunmehr 63 Prozent der Befragten (im Vergleich zu den bisherigen 56 Prozent) keinerlei Beanstandungen gegenüber den Offiziellen hätten. Und diejenigen, die sie vorerst noch haben, werden immer weniger. 29 Prozent anstelle von 37 Prozent. Daher ist es bereits schon gar nicht mehr überraschend, dass aus dieser Umfrage auch solch eine Behauptung formuliert wird: Ein Teil der Befragten habe erklärt, dass sie keine Zunahme der Preise für einzelne Warenkategorien ausgemacht hätten.