Russlands Führung schenkt weiterhin erhöhtes Augenmerk der Entwicklung der strategischen Industriezweige, die unter anderem Waffen herstellen, die in der Lage sind, die Souveränität und Sicherheit des Landes zuverlässig zu gewährleisten. Dies belegen die Ergebnisse der am 26. Oktober unter der Leitung des russischen Präsidenten Wladimir Putin erfolgten Tagung zu Fragen der Entwicklung des Raketen- und Raumfahrtsektors und das am Vorabend erfolgte Training der strategischen Offensivkräfte der russischen Armee.
Auf dem ersten Blick war das Training der Streitkräfte der Russischen Föderation, in deren Verlauf „die Führung eines massierten Nuklearschlages als Antwort auf eine nukleare Attacke des Gegners geübt wurde“, ein planmäßiges. Ein derartiges Training in der Armee und in der Flotte mit genau solchen Formulierungen hatte auch im vergangenen Jahr stattgefunden, aber auch in der Herbstperiode in anderen Jahren. Und darin gibt es nichts Besonderes, da im Oktober-November in den Streitkräften Russlands eine bilanzierende Überprüfung für das erfolgte Ausbildungsjahr organisiert wird. Überprüft wird dabei unter anderem auch die nukleare Triade.
Laut offiziellen Mitteilungen waren vom militärischen Kosmodrom in Plessezk (im Verwaltungsgebiet Archangelsk – Anmerkung der Redaktion) am 25. Oktober in Richtung des Testgeländes „Kura“ auf Kamtschatka eine interkontinentale ballistische „Jars“-Rakete und vom Atom-U-Boot „Tula“ in der Barentssee eine ballistische „Sinewa“-Rakete gestartet worden. Außerdem hatten Tu-95MS-Flugzeuge das Abfeuern von Flügelraketen vorgenommen. Wie präzise solche Raketenstarts waren, wird offiziell nicht gemeldet.
Am Vorabend hatte das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation gleichfalls gemeldet, dass im Ural unter Beteiligung von mehr als 3000 Militärangehörigen der strategischen Raketentruppen und von ca. 300 Fahrzeugen und anderer Technik eine Kommando-Stabsübung mit dem Tagiler Raketenverband erfolgte. Diese Division ist mit mobilen bodengestützten „Jars“-Raketenkomplexen ausgestattet, deren Wirksamkeit am vergangenen Mittwoch real überprüft wurde. Und bei den Manövern im Ural wurde „laut Angaben des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation „ein umfangreiches Spektrum von Aufgaben und Vorgaben trainiert“, darunter zur Abwehr von Diversionsformationen und zur Erfüllung von Übungs- und Gefechtsaufgaben unter den Bedingungen eines aktiven Unterdrückens von Funksignalen.
„Die mit „Jars“-Komplexen ausgestatteten Raketenregimenter realisierten intensive Manöverhandlungen zum Wechseln der Positionen auf dem Gefechtsfeld mit der Erschließung neuer Räume für ein Gefechtspatrouillieren“, meldete im Bürokraten-Russisch das Verteidigungsministerium.
„Die Überprüfung der strategischen Kräfte der Streitkräfte der Russischen Föderation, die im Bedarfsfall bereit sind, Kernwaffen einzusetzen, ist ein wichtiges Element ihrer Gefechtsausbildung. Diese Kräfte erfüllen real Aufgaben der Gefechtsdienstbereitschaft und müssen bereit sein, zu jedem beliebigen Moment entsprechend der Zweckbestimmung zu handeln“, unterstrich in einem Gespräch mit der „NG“ der Militärexperte und Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow. Er lenkte das Augenmerk darauf, dass die jetzige Überprüfung der strategischen Nuklearstreitkräfte des Landes unter den Bedingungen der Durchführung der militärischen Sonderoperation in der Ukraine und des bewaffneten Konflikts im Nahen Osten erfolge. „Unser strategischer Gegner – die USA – ist bekanntlich aus den Abkommen über die Raketenabwehr, das Verbot von Raketen mittlerer und kürzerer Reichweite und zum „offenen Himmel“ ausgestiegen. Das Pentagon hat Kernwaffen in Europa stationiert, was zusätzliche Gefahren hinsichtlich ihres Einsatzes schafft. Daher müssen unsere strategischen Nuklearstreitkräfte darauf vorbereitet sein. Der Gegner muss wissen, dass er von uns eine garantierte Raketen- und nukleare Antwort erhalten wird“, betonte Netkatschjow.
Der Experte erinnerte daran, dass Russland seine strategischen Nuklearstreitkräfte weiterhin vervollkommne. „Unter anderem wurde jüngst ein neuer russischer strategischer Raketenkomplex „Avantgarde“ mit gleitenden und lenkbaren Hyperschallflügelraketen in Dienst gestellt. Und laut Angaben des Verteidigungsministeriums ist im Verwaltungsgebiet Orenburg die Infrastruktur für das Entfalten noch eines Regiments der strategischen Raketentruppen, das mit solch einem Komplex ausgerüstet ist, geschaffen worden“, teilte General Netkatschjow mit.
Er lenkte die Aufmerksamkeit darauf, dass laut offiziellen Informationen der Gefechtsblock des „Avantgarde“-Komplexes eine Geschwindigkeit von rund 27 Mach entwickeln könne. Entwickelt wurde er in der Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung für Maschinenbau in Reutowo (im Moskauer Verwaltungsgebiet, Konzern „Taktische Raketenwaffen“). Gerade dieser Komplex sei die russische Antwort auf die Entfaltung des US-amerikanischen Raketenabwehrsystems, meint der General im Ruhestand.
„Neben dem „Avantgarde“-Komplex hat Russland im Betrieb „Krasmasch“ die Serienfertigung der weltweit stärksten „Sarmat“-Rakete begonnen. Sie kann wie auch der „Avantgarde“-Komplex garantiert jegliche existierenden und in der Perspektive geplanten Raketenabwehrsysteme des Gegners überwinden“, erklärte der Experte.
Zuvor hatten Medien das Akademiemitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften Wladimir Degtjar, den Generalkonstrukteur des „Staatlichen Makejew-Raketenzentrums“ (AG, Entwickler der „Sarmat“-Rakete), zitiert, der erklärt hatte: „Die „Sarmat“-Rakete wird in den nächsten 40-50 Jahren das Gefechtspotenzial der Streitkräfte der Russischen Föderation verstärken. Sie wird zuverlässig die Sicherheit Russlands vor äußeren Gefahren gewährleisten. Und unter den heutigen geopolitischen Bedingungen ist dies unser zuverlässiger Schutzschild, der Hauptfaktor für ein nukleares Zügeln und eine Garantie für die Bewahrung des Friedens“.
Wie am 1. September dieses Jahres Roskosmos-Chef Jurij Borissow erklärte, sei der strategische Raketenkomplex „Sarmat“ bereits in den Gefechtsbereitschaftsdienst übernommen worden. Verteidigungsminister Sergej Schoigu, der am 7. Oktober den Betrieb „Krasmasch“ inspizierte, teilte mit, dass „gegenwärtig das Makejew-Zentrum die Aufgabe zur Ausrüstung des ersten Raketenregiments mit einem „Sarmat“-Komplex im Führungsobjekt der strategischen Raketentruppen löst“.