Die erste Fregatte des Projekts 22350 – die Fregatte „Admiral Gorschkow“ der Nordmeerflotte – wird in den nächsten Tagen an den abschließenden Tests der russischen Hyperschallrakete „Zirkon“ teilnehmen. Wenn sich die staatlichen Tests als erfolgreiche erweisen, so werden die Serienlieferungen dieser Raketen für die Fregatten des Projekts 22350 bereits im kommenden Jahr beginnen. Russland wird zum Besitzer einer Hyperschallwaffe, die nicht nur eine luftgestützte (Raketen „Kinschal“ – „Dolch“) und auf dem Festland („Avantgarde“-Systeme), sondern auch seegestützte sein wird. Wobei bei der Entwicklung von Hyperschallwaffen sich die Russische Föderation scheinbar nicht so sehr mit den USA, als vielmehr mit China ein Wettrennen liefert.
Experten sind der Auffassung, dass die anstehenden staatlichen „Zirkon“-Tests erfolgreiche sein werden. Im vergangenen Jahr fanden sie im Januar, Oktober, November und Dezember statt. Damals war in den offiziellen Berichten des Verteidigungsministeriums, die durch Videoaufnahmen untermauert wurden, mitgeteilt worden, dass die Raketen Ziele in einer Entfernung von bis zu 500 Kilometern getroffen hätten. Und ihre maximale Fluggeschwindigkeit habe bis zu acht Mach ausgemacht (1 Mach entspricht der Schallgeschwindigkeit von 1224 Kilometer in der Stunde – schwankt aber in Abhängigkeit von der Lufttemperatur). Im Weiteren sollen die „Zirkon“-Raketen für einen Einsatz von Atom-U-Booten aus angepasst werden, aber auch für einen Einsatz bodengestützter Anlagen im Bestand der Raketeneinheiten der Landstreitkräfte.
„Jedoch ist die hauptsächliche Zweckbestimmung der „Zirkon“-Raketen die Bekämpfung mächtiger Schiffsgruppierungen auf See (einschließlich Flugzeugträger). Sie können ebenfalls für das Führen von Schlägen gegen Landziele in einer Entfernung von rund 500 Kilometern eingesetzt werden“, betonte Oleg Schwedkow, Vorsitzender des Zentralkomitees der Gesamtrussischen Gewerkschaft der Militärangehörigen und Kapitän 1. Ranges. Nach seinen Angaben plane man, mit den „Zirkon“-Raketen die schwere Antischiffsrakete P-700 „Granit“ der Mehrzweck-Atom-U-Boote zu ersetzen. Auf den Überwasserschiffen war früher das analoge System „Basalt“ stationiert gewesen. Der Experte präzisierte, dass bereits im Jahr 2018 Russland geplant hätte, die „Zirkon“-Raketen in die Bewaffnung aufzunehmen. „Dieser Prozess verspätet sich jedoch. Zumal, den offiziellen Meldungen nach zu urteilen, Tests mit den „Zirkon“-Raketen auf U-Booten in der Russischen Föderation bisher nicht durchgeführt worden sind“, betont Schwedkow. Nach seiner Meinung „verlangt das Schießen der Raketenkomplexe aus einer Unterwasser-Position ernsthafte technische Zusatzarbeiten. Wenn ein Atom-U-Boot beginnt, „Zirkon“-Raketen einzusetzen, nachdem es aufgetaucht ist, verliert es sofort den getarnten bzw. verdeckten Charakter und wird selbst zu einem guten Ziel für eine Vernichtung“.
Früher war gemeldet worden, dass Starttests mit den „Zirkon“-Raketen von Atom-U-Booten aus in der zweiten Hälfte dieses Jahres erfolgen würden, und mindestens drei Starts würden vom Atom-U-Boot „Sewerodwinsk“ der Nordmeerflotte aus vorgenommen werden. In erster Linie werden Überwasserschiffe mit „Zirkon“-Raketen ausgerüstet, hauptsächlich offenkundig die Fregatten des Projekts 22350. Wie die chinesische Internet-Zeitung Sohu schreibt, erlaube der Einsatz von Hyperschallwaffen jetzt, „garantiert jeglichen amerikanischen Flugzeugträger zu vernichten“. Dabei zeigen sich die Autoren der chinesischen Internetseite darüber erstaunt, dass „Washington weiter eine recht aggressive politische Linie in Bezug auf Moskau verfolge, und die ungeachtet dessen, dass dieses mächtige Vernichtungsmittel hat“.
Es sei angemerkt, dass bei der Parade zu Ehren des 70. Jahrestages der Volksrepublik China erstmals die chinesischen mobilen Hyperschallraketen DF-17 (auf Autofahrgestellen) demonstriert wurden, die angeblich imstande sind, eine Geschwindigkeit von bis zu 7,5 Mach zu entwickeln und Ziele in einer Entfernung von 1800 bis 2000 Kilometern zu vernichten. Jedoch scheint die Volksrepublik China die Entwicklung auch von stärkeren Waffen abzuschließen. Laut Angaben amerikanischer Medien beende Peking Flugtests der schweren interkontinentalen ballistischen Rakete DF-41 (Dongfeng 41). Analytiker der „Washington Times“ schließen nicht aus, dass die Chinesen Hyperschallblöcke als Mehrfachgefechtsköpfe testen könnten.
Vor etwa zehn Tagen erklärte Mark A. Milley, Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der Streitkräfte der Vereinigten Staaten, dass die Welt möglicherweise in die Epoche einer „potenziellen internationalen Instabilität“ eintrete, was das Wachstum Chinas und das Aufkommen gefährlicher Technologien, die es in der Russischen Föderation, aber nicht in den USA gebe, fördern würden. Er warnte, dass die geopolitischen Veränderungen durch technologische Innovationen auf dem Gebiet der Robotertechnik, der Hyperschallwaffen, der künstlichen Intelligenz und anderer Technologien begleitet werden würden. Und buchstäblich wenige Tage vor dem Auftritt Milleys warnte US-Außenminister Lloyd Austin, dass sich die Vereinigten Staaten auf einen potenziellen Konflikt vorbereiten müsse, der wenig den „alten“ Kriegen ähnele, durch die das Pentagon lange Zeit gebunden war. Die USA sind scheinbar auf solche Ereignisse nicht sehr vorbereitet.
Vor einem halben Jahr hatte der Vorgänger von Lloyd Austin, Ex-Pentagon-Chef Mark Esper, ein Zurückbleiben der USA bei den Entwicklungen von Hyperschallwaffen signalisiert. Das gleiche sagte bei Anhörungen im Senat im Juli vergangenen Jahres der Sondervertreter des US-Präsidenten für Rüstungskontrolle Marshall Billingslea. Laut Medien-Angaben habe im Haushalt für das Finanzjahr 2021 die Administration des US-Präsidenten für die Entwicklung von Hyperschallraketen 3,2 Milliarden Dollar vorgesehen. Im Jahr 2020 waren für diese Zwecke 2,7 Milliarden Dollar ausgegeben worden. Mark Esper unterstrich im Oktober 2020, dass sich die Hyperschallwaffen „an der Spitze der Prioritäten-Liste“ der US-Armee befinden würden.
Laut Angaben des Forschungsdienstes des USA-Kongresses ist vorgesehen, dass in der amerikanischen Flotte die Raketen auf U-Booten mit einem universellen Hyperschallblock ausgerüstet werden. Die Armee werde solche Blöcke auf bodengestützten 2-stufigen-Trägerraketen installieren. Das Pentagon plant, die strategischen B-52H-Bomber Stratofortress mit einem Hyperschallblock mit Luft-Boden-Raketen, die mit festem Treibstoff arbeiten, auszurüsten. Im vergangenen Herbst meldeten die Vereinigten Staaten Erfolge bei der Entwicklung von zwei Prototypen einer Hyperschallrakete mit reaktiven Atmosphären-Triebwerken – Entwicklungen der Konzerne Lockheed Martin und Raytheon. Kompliziertere Tests solcher Raketen wurden im April dieses Jahres organisiert und endete mit einem Misserfolg, wie amerikanische Medien meldeten.
„Ein B-52H Stratofortress hat am Montag des Marineübungsgelände Point Mugu mit dem Ziel überflogen, einen ersten luftgestützten Start der zu testenden Trägerrakete AGM-183A im Rahmen des Programms für die Entwicklung von Waffen für ein schnelles Reagieren vorzunehmen. Die zu testende Rakete konnte jedoch nicht die Reihenfolge des Startalgorithmus abschließen und blieb wohlbehalten an Bord des Flugzeugs, das zum Luftwaffenstützpunkt Edwards zurückkehrte“, zitieren Medien das Kommando der US Air Force.
In den Landstreitkräften der US-Armee sollen die Lieferungen von Hyperschallwaffen bereits im Jahr 2023 beginnen. Russland und China haben aber jetzt günstigere Möglichkeiten beim Einsatz von Hyperschallwaffen auf dem Gefechtsfeld. Moskau würde nach Einschätzungen von Präsident Wladimir Putin „erstmals in der ganzen Geschichte der Existenz von nuklearen Raketenwaffen – einschließlich sowohl der sowjetischen Periode als auch der neuesten Geschichte“ keiner einholen. Die Antwort auf die Frage danach, ob sich Russland in ein kostspieliges Wettrüsten hineinziehen lasse, bleibt vorerst eine offene.