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Russland deutet die Perspektive von Kriegen im Weltall an


Der Vertreter des russischen Außenministeriums Konstantin Woronzow hat bei einer Ausschusssitzung der UN-Vollversammlung von der Perspektive einer Vernichtung der kommerziellen Satelliten der USA gesprochen, die „bei bewaffneten Konflikten eingesetzt werden“. Russische Militärs hatten bereits im Jahr 2021 mitgeteilt, dass sie im Verlauf eines Teststarts des neuen A-235-Raketenabwehrsystems „Nudol“ den Satelliten „Kosmos-1408“ vernichtet hätten. Die Russische Föderation hat aber auch andere Möglichkeiten, um Apparaten auf Erdumlaufbahnen einen Schaden zuzufügen. Der Vertreter des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, versprach, dass eine Attacke gegen die amerikanische Infrastruktur eine Antwort erhalten werde.

Die Möglichkeit von „Weltraum-Kriegen“ gegen orbitale Apparate, die Kiew mit Aufklärungsdaten helfen, hatten Vertreter der Russischen Föderation auch im September dieses Jahres signalisiert.

Am Vorabend betonte Woronzow: „Ich würde gern die außerordentlich gefährliche Tendenz akzentuieren, die sich im Verlauf der Ereignisse in der Ukraine deutlich offenbarte. Es geht um den Einsatz von Komponenten der zivilen Infrastruktur im Kosmos bei bewaffneten Konflikten durch die USA und ihren Verbündeten, unter anderem der kommerziellen. Die quasizivile Infrastruktur kann sich als ein legitimes Ziel für einen Antwortschlag erweisen“.

Jüngst startete Russland eine ganze Serie von Militärsatelliten in den Kosmos. Und für die Streitkräfte der Ukraine begannen Probleme mit dem Erhalt eines Internetzugangs vom Starlink-Netz, das dem amerikanischen Geschäftsmann Elon Musk gehört. Noch vor zwei Wochen hatte Elon Musk im Messenger-Dienst Twitter geschrieben: „Starlink ist das einzige Fernmeldesystem, dass immer noch an der Front funktioniert (gemeint ist in der Ukraine – „NG“), alle übrigen sind tot. Russland versucht aktiv, Starlink zu töten. Für seinen Schutz hat SpaceX gewaltige Ressourcen eingesetzt. Selbst in diesem Fall kann Starlink immer noch sterben“.

Neben Starlinks wirken, wie das Internetportal DefenseNews berichtet, andere westliche Unternehmen in der Ukraine – Maxar, Planet Labs, Blacksky usw., die Fotoaufnahmen und andere wichtige Informationen für die Gefechtszwecke der ukrainischen Streitkräfte bereitstellen. Medien haben mehrfach geschrieben, dass die Russische Föderation mit Hilfe von Hackern angeblich regelmäßig IT-Attacken gegen diese Firmen vornehme. Konkrete Beweise, auf welche Art und Weise gerade Russland die Arbeit von SpaceX und andere Unternehmen in der Ukraine störe, sind jedoch nicht vorgelegt worden. Dabei lenken eine Reihe westlicher Medien das Augenmerk darauf, dass man der Firma Viasat, die das System der Starlink-Satellitenverbindungen gewährleistet, „zehntausende Modems beschädigt“ hätte. Und Elon Musk betonte mit Bedauern, dass sein Unternehmen „erhebliche Ressourcen für eine Abwehr der regelmäßigen russischen Attacken gegen die Infrastruktur aufwenden muss“.

John Kirby erklärte, dass auf jegliche Attacke gegen die Infrastruktur der USA eine Antwort gegeben werde, und betonte, dass das Weiße Haus Gründe zur Auffassung habe, dass die Russische Föderation versuche, sich Anti-Satelliten-Technologien zu beschaffen. Die USA und die NATO haben offenen Daten nach zu urteilen über dem Territorium der Ukraine und Russlands eine Gruppierung von Militärsatelliten im Umfang von 430 Stück konzentriert. Und gegenwärtig setzen sie in Europa die Atom-Manöver „Steadfast Noon“ fort. Es sei angemerkt, dass der Vertreter des russischen Außenministeriums nicht ein Wort über Absichten Moskaus hinsichtlich einer möglichen Vernichtung von Militärsatelliten der Allianz, die sich über der Russischen Föderation befinden, gesagt hat.

„Im Pentagon sitzen bei Weitem keine Dummköpfe. Sie werden Daten ihrer Militärsatelliten nie der Ukraine zur Verfügung stellen, die nicht zur NATO gehört. Russland ist eine Nuklearmacht und führt zu „Steadfast Noon“ analoge Manöver seiner strategischen Nuklearstreitkräfte „Donner-2022“ durch. Natürlich hängt der Grundgedanke der Manöver der russischen strategischen Nuklearstreitkräfte mit einer möglichen Aggression der NATO und der Situation in der Ukraine zusammen. Dort begreift man aber gut, dass eine weitere Eskalation mit einem nuklearen Weltkrieg verbunden sein wird. Daher unterstützen die amerikanischen Militärs die ukrainischen Streitkräfte „auf humanitärer Ebene“, über zivile Firmen, solche wie SpaceX usw. Somit bleiben sie selbst abseits, während sie diese aber ausliefern“, erklärte der Militärexperte und Oberstleutnant im Ruhestand Alexander Owtschinnikow gegenüber der „NG“. Er lenkt das Augenmerk darauf, dass die Russische Föderation neben Hacker-Angriffen gegen potenzielle Gegner im All auch andere Möglichkeiten für eine Vernichtung der „quasizivilen Infrastruktur“ der USA habe, die den ukrainischen Streitkräften hilft, Gefechtshandlungen zu führen.

„Vor beinahe einem Jahr, am 15. November, hat eine russische Rakete filigran den alten Satelliten „Kosmos-1408“ auf einer tiefliegenden Erdumlaufbahn vernichtet“, berichtet Owtschinnikow. „Somit hat Russland de facto Anti-Satelliten-Raketen. Sie aber jetzt einzusetzen, ist ein teures Vergnügen. Zumal Elon Musk gegenwärtig in SpaceX rund 3.000 derartiger Satelliten auf Erdumlaufbahnen und etwa 20.000 Terminals auf dem Boden in der Ukraine hat, die bei der Gefechtsarbeit gegen die Streitkräfte der Russischen Föderation helfen. Diese Satelliten physisch, mit Hilfe von Weltraum-Raketen zu vernichten, ist sehr kostspielig und schwierig. Dafür ist dies aber mit Hilfe von IT-Attacken, durch den Einsatz von funkelektronischen Kampfmitteln und Laserwaffen durchaus möglich“.

Der Experte lenkte das Augenmerk darauf, dass in der Erklärung des Vertreters des russischen Außenministers in der UNO auch andere Worte hinsichtlich eines militarisierten Weltalls zu vernehmen waren. „Moskau wird im Ersten Komitee der UNO-Vollversammlung, das sich mit Fragen der Rüstungskontrolle befasst, einen Resolutionsentwurf über eine Nichtstationierung von Waffen im All als erste zur Behandlung einbringen“, teilte Woronzow mit. Er betonte, dass bereits etwa 30 Staaten auf bilateraler Ebene den Vorschlag Moskaus über eine Nichtstationierung von Waffen im All als erste gebilligt hätten. „Wenn das Erste Komitee entsprechend den Ergebnissen der eigenen Arbeit in den nächsten Wochen den Resolutionsentwurf unterstützt, wird man ihn bis zum Jahresende in der UNO-Vollversammlung zur Abstimmung bringen“.