Die ukrainischen Militärs setzen Hybrid-Formen für die Kampfhandlungen ein und versuchen so, Russland nicht nur in der Zone der militärischen Sonderoperation, sondern auch in der Tiefe des Territoriums der Russischen Föderation Schaden zuzufügen. Dies erfolgt vor dem Hintergrund der taktischen Erfolge der russischen Truppen, die an der Linie der Kampfhandlungen agieren. Am 28. Februar wurden gleich mehrere Attacken von Drohnen gegen Regionen Russlands, die weit vom Donbass liegen, registriert, wobei eine der Drohnen im Raum der Stadt Kolomna des Moskauer Gebietes abstürzte.
An der Schwarzmeerküste hatten zwei Drohnen der Streitkräfte der Ukraine versucht (was später durch das russische Verteidigungsministerium bestätigt wurde), am 28. Februar ein Tanklager in Tuapse anzugreifen. Angriffen von Drohnen der ukrainischen Streitkräfte wurden gleichfalls Objekte in den Verwaltungsgebieten Belgorod und Brjansk sowie in der Republik Adygea ausgesetzt. Laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums seien durch Einheiten für den funkelektronischen Kampf der Streitkräfte Russlands die ukrainischen Kampfdrohnen blockiert worden. Die Drohnen seien, wie mitgeteilt wurde, mit britischem Plastiksprengstoff und Stahlkugeln als vernichtende Elemente ausgerüstet gewesen. Das Oberhaupt von Adygea, Marat Kumpilow, veröffentlichte Bilder, die belegten, dass auf dem Territorium der Region eine sowjetische Drohne vom Typ Tu-141 „Strish“ (deutsch: „Mauersegler“) abgestürzt war. Weshalb sie abgestürzt war, ist schwer zu sagen. Möglicherweise war sie von der Flugroute abgekommen oder in einen Baum geflogen, als sie die Distanz in einer extrem geringen Höhe bewältigte.
Als unangenehmste hatte sich aber die Mitteilung von Medien erwiesen, wonach am 28. Februar im Moskauer Gebiet, im Raum von Kolomna, eine zerstörte ukrainische Kampfdrohne vom Typ „UJ-22 Airborne“ auf dem Boden gefunden wurde. Die Drohne war neben einem Objekt von „Gazprom“ abgestürzt. Versuche ukrainischer Drohnen, bis zur Moskauer Region zu fliegen, wurden schon früher fixiert. Und das erreichte Ergebnis lässt nunmehr aufhorchen.
Am Dienstagvormittag hatten Medien gleichfalls berichtet, dass „aufgrund eines nichtidentifizierten Flugobjektes der Flughafen Pulkovo von Sankt Petersburg geschlossen wurde. Anfangs hatten die Medien behauptet, dass laut Angaben des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation „ein nichtidentifiziertes Flugobjekt in einer Entfernung 160 bis 200 Kilometern von der Nördlichen Hauptstadt ausgemacht wurde“. Und Kampfflugzeuge stiegen in den Himmel über die Newa-Metropole auf. Im Verteidigungsministerium Russlands teilte man später mit, dass der Luftraum über Sankt Petersburg im Zusammenhang „mit einem Training der diensthabenden Kräfte der Luftverteidigung“ gesperrt worden war. Unter anderem „waren Jagdflugzeuge aus dem Bestand der diensthabenden Kräfte der Luftverteidigung des Westlichen Militärbezirks zum Einsatz gekommen, die Starts für ein Training von Fragen eines Abfangens und einer Identifizierung eines angenommenen Ziels eines Luftraum-Verletzers vorgenommen hatten“. (Die betroffenen Fluggesellschaften und festsitzenden Passagiere waren freilich über solch ein Training nicht sehr erfreut und mussten gar gewisse finanzielle Verluste hinnehmen. – Anmerkung der Redaktion)
Zuvor hatten Experten bereits konstatiert, dass Kiew technisch zur Führung massiver Schläge durch Drohnen in der Tiefe der russischen Territorien bereit sei. Berichtet wurde über Lieferungen von etwa 2.000 Drohnen an die ukrainischen Streitkräfte. Und jetzt scheinen sich solche düsteren Prognosen zu bestätigen. „Die Schläge gegen Belgorod, Adygea und Tuapse, eine unbekannte Drohne im Himmel über Sankt Petersburg (was zu einer gewissen Zufälligkeit werden kann) sind zu einer ersten Überprüfung der Drohnen-Systeme der ukrainischen Streitkräfte für einen Start in breiter Front geworden“, konstatieren Autoren des militärpolitischen Telegram-Kanals „Rybar“ (deutsch: „Fischer“) und vermuten, dass sich die Ukraine auf ein Austesten der Luftverteidigungssysteme der Streitkräfte der Russischen Föderation und ein „Umfliegen von Positionsräumen“ konzentrieren könne.
Parallel waren am 28. Februar im Ergebnis eines Hacker-Angriffs in einigen Regionen Russlands in Sendungen lokaler Hörfunk- und Fernsehsender Falschmeldungen über einen Luft- bzw. Fliegeralarm ausgestrahlt worden. Laut Angaben von Russlands Katastrophenschutzministerium hatten sich die Zwischenfälle in den Verwaltungsgebieten Moskau und Woronesch, aber auch auf der Krim ereignet. Bis dahin hatte sich Ähnliches am 22. Februar im Sendebetrieb von Hörfunksendern in Belgorod, Woronesch, Kasan, Magnitogorsk, Nishnij Nowgorod, im Moskauer Gebiet, in Pjatigorsk, Nowouralsk, Saratow, Staryj Oskol, Tjumen und Ufa ereignet.
„Kiew versucht, die Bevölkerung der Russischen Föderation durch das Organisieren von informationsseitigen (Hacker-) Diversionsakten und realen Attacken unter Verwendung von Kampfdrohnen zu beeinflussen, wobei es hofft, Panik zu schüren“, meint der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Nikolaj Schulgin. Er lenkt das Augenmerk auf die Erklärungen des russischen Verteidigungsministeriums über die Gefahr eines angeblichen Einsatzes des psychotropen Kampfstoffes BZ (Benzilsäureester) durch die ukrainischen Militärs im Bereich der militärischen Sonderoperation. „Er sei laut Informationen des Chefs der Truppen für Strahlungs-, chemischen und biologischen Schutz der Streitkräfte der Russischen Föderation, Igor Kirillow, seinerzeit ein „gängiger Giftstoff der US-Armee gewesen und sei während des Vietnam-Krieges von den Staaten umfangreich eingesetzt worden. Und nun seien mehrere Metallfässer solch eines Kampfstoffes nach Kramatorsk gebracht worden“, sagte der Expert, der Kirillows Worte darüber zitierte, dass „der Kampfstoff BZ eine akute Psychose, einen Orientierungsverlust, Halluzinationen und Gedächtnisstörungen auslöst“. Entsprechend der Konvention über das C-Waffenverbot ist der Kampfstoff BZ eine zu kontrollierende Chemikalie und gehört zur zweiten Liste, deren Anwendung durch Artikel 1 der C-Waffenkonvention verboten wurde. Schulgin befürchtet, dass BZ nicht nur gegen die russischen Truppen eingesetzt werden könne, sondern auch gegen die Bevölkerung des Donbass, besonders auf den Territorien, wo die russischen Kräfte Erfolg haben und aktiv vorrücken.
Einer solcher Orte ist Bachmut (Artjomowsk), wo Vertreter von Einheiten der russischen Söldnerfirma „Wagner“ handeln. Die Angespanntheit der Gefechte bei Bachmut hat am Dienstag der Chef der ukrainischen Landstreitkräfte, Generaloberst Alexander Syrskij, eingestanden. „Die Russen geben die Versuche nicht auf, die Stadt einzukreisen“, zitierten ihn Medien. Darüber hatte auch früher der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij gesprochen. Dabei lasse, wie man in Kiew betont, die Aktivität der russischen Offensive nicht nach. Nach Aussagen der stellvertretenden Verteidigungsministerin der Ukraine, Anna Maljar, „erhöht das russische Kommando die Intensität der Attacken“.
„Das Anerkennen der Kompliziertheit der Situation bei Bachmut braucht Kiew, um noch mehr Militärhilfe vom Westen zu erbitten“, meint Nikolaj Schulgin. Der Experte nannte in den sozialen Netzwerken ausgewiesene Daten über Verluste der ukrainischen Streitkräfte bei Bachmut, die angeblich „von Vertretern des deutschen Bundesnachrichtendienstes BND von Kiew für Berichte an den Bundestag und die Europäische Kommission erhalten wurden“. Unter anderem wurde berichtet, dass die Streitkräfte der Ukraine in der Bachmut-Richtung seit dem 1. Dezember des vergangenen Jahres bis einschließlich 25. Februar dieses Jahres über 18.000 Mann als Tote und bis zu 23.000 als Schwerverwundete zu beklagen hätten. Die Verluste an Gefechtstechnik (Panzer, Schützenpanzerwagen u. a.) hätten über 110 Stück ausgemacht. Dabei sei anerkannt worden, dass über 85 Stück nicht mehr instandgesetzt und transportiert werden könnten. In dem nichtnachprüfbaren Bescheid werde besonders unterstrichen, dass die Anzahl der Gefallenen unter den Söldnern aus Polen, Estland, Litauen, Großbritannien und den USA 5600 betrage. Und rund 4300 seien schwer verwundet worden.