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Tag des Sieges jeden Tag


Die Feierlichkeiten zum Tag des Sieges beschränkt das Verteidigungsministerium nicht nur auf die traditionelle Parade auf dem Roten Platz der Hauptstadt und führt wenn auch weniger großangelegte, so doch nicht weniger bedeutsame Veranstaltungen in 27 Städten des Landes durch. An ihnen nehmen über 47.000 Menschen teil. Am 9. Mai werden über Straßen und Plätze rund 1600 Militärfahrzeuge rollen, über 200 Flugzeuge und Hubschrauber werden im Himmel fliegen. Festveranstaltungen werden gleichfalls in 377 Ortschaften stattfinden. Am Vorabend des Feiertages hat das Verteidigungsministerium noch ein bedeutungsvolles Projekt gestartet — den Agitationszug „Wir sind die Armee des Landes! Wir sind die Armee des Volkes!“.

Der Zug kommt in mehr als 50 Städte des Landes – von Moskau bis Wladiwostok und von Sewastopol bis Murmansk. In jeder legt er für mehrere Stunden einen Stopp ein, damit sich jeder Interessent mit der Exposition bekanntmachen kann, die in 17 Waggons untergebracht worden ist. Nach Aussagen des stellvertretenden Verteidigungsministers Andrej Kartapolow „erlaubt die Aktion, nicht nur viel Neues und Interessantes zu erfahren, sondern macht mit dem heutigen Tag der russischen Armee, ihrem Alltag und ihren Errungenschaften bekannt“.

Im Verlauf der Aktion wurde am 29. April in Karelien das „Diktat des Sieges“ geschrieben, in Tula finden eine Reihe gemeinsamer feierlicher und Festveranstaltungen statt. Ende Mai sollen an den Bahnstationen Tynda und Nowyj Urgal Aktionen erfolgen, die der Rekonstruktion eines Eisenbahnabschnitts der BAM durch Kräfte der Eisenbahn-Truppen gewidmet sind. Am 27. Juni wird der Zug nach Moskau zurückkehren, genauer gesagt in den vor den Toren der Hauptstadt gelegenen Park „Patriot“.

Im Zug gibt es den Waggon „Weg der Erinnerung“, in dem Bildschirmgeräte für eine Ansicht und das Hochladen von Angaben über Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges untergebracht worden sind. Im Waggon „Sieg über den unsichtbaren Feind“ werden Konsultationen und medizinische Untersuchungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie vorgenommen.

Im Abschnitt „Moderne Armee“ werden auf drei offenen Plattformen das neue gepanzerte Fahrzeug „Taifun-K“, ein T-90M-Panzer und eine Panzerhaubitze vom Typ „Koalizia-SW“ gezeigt. Und auf noch einer werden syrische „Trophäen“ ausgestellt. Ausführlicher kann man über sie im Waggon „Wo wir sind, dort ist Frieden“ in einer speziellen Exposition über das Wirken einiger westlicher Länder zur Zerstörung des friedlichen Lebens und Organisierung von Umstürzen erfahren.

Die russische Armee kann auf etwas stolz sein. In der Jahresbotschaft an die Föderale Versammlung hatte Präsident Wladimir Putin mitgeteilt, dass „bis zum Jahr 2024 der Anteil der modernen Waffen und Technik in den Truppen fast 76 Prozent ausmachen. Dies ist ein sehr guter Wert. Und in der nuklearen Triade übersteigt er bereits in diesem Jahr 88 Prozent“. Hinsichtlich dieser Parameter ist unsere Armee die modernste in der Welt. Der Präsident betonte, dass die Vervollkommnung und qualitative Verstärkung der Streitkräfte ständig erfolgen würden.

„Darunter steht bevor, besondere Aufmerksamkeit der Entwicklung der Militärbildung sowohl auf der Grundlage der militärischen Ausbildungseinrichtungen als auch auf der Basis der militärischen Ausbildungszentren in zivilen Hochschulen zu widmen“, unterstrich Wladimir Putin.

Das Staatsoberhaupt hob gleichfalls hervor, dass es im Land Lehrbücher gebe, die unzureichend vollkommen über die Stalingrader Schlacht berichten. Danach teilte das Bildungsministerium mit, dass es sich um das Lehrbuch „Geschichte Russlands und der Welt“ für die 11. Klasse unter der Redaktion von Oleg Wolobujew handele.

Der Vorsitzende der Russischen militärhistorischen Gesellschaft und Ex-Kulturminister Wladimir Medinskij erklärte, dass die Offiziellen einen historisch-kulturellen Standard für die Schulliteratur ausgearbeitet hätten. Seinen Worten zufolge gebe es in den Ausgaben, die entsprechend diesen Normativen erscheinen würden, „alles, was hinsichtlich der Stalingrader Schlacht gebraucht wird“.

Was die Siege angeht, so gibt es Anlässe zum Stolz. Die Operation zur Nötigung der Terroristen in Syrien zu einem Frieden demonstrierte der ganzen Welt eine qualitativ andere Armee – eine mobile, technologische und effektive. Am 7. Oktober 2015 feuerten die Schiffe der Kaspi-Flottille „Dagestan“, „Grad Swijaschsk“, „Uglitsch“ und „Welikij Ustjug“ 26 „Kaliber-NK“-Flügelraketen gegen Objekte der Rebellen in Syrien ab. Bis zu diesem Moment konnte sich keiner auch nur vorstellen, dass wir Geräte haben, die in der Lage sind, Ziele in einer Entfernung von 2500 Kilometern zu vernichten. Solch eine Möglichkeit hatten nur die Amerikaner. Jetzt sind Trägermittel dieser Waffen in jeder unserer Flotten.

Keiner hatte vermutet, dass unsere Militärs einen Militärstützpunkt in Syrien entfalten können und von einer Fern- zu einer faktischen Vernichtung terroristischer Gruppierungen, die auf dem Landesterritorium agieren, übergehen werden. Dies stoppte den Bürgerkrieg und bewahrte die Integrität des mit uns befreundeten Staates. Heute erfolgt die Schaffung eines Militärobjektes im Sudan. Der Punkt für eine materiell-technische Bedienung von Schiffen, darunter mit nuklearen Antriebsanlagen, wird unserer Flotte erlauben, im Roten Meer und im Indischen Ozean präsent zu sein, wo sie sich mit dem Schutz der Schifffahrt und der Bekämpfung des Piratentums befassen wird.

In der letzten Zeit spielt die Flotte eine immer bedeutsamere Rolle. Nicht ein großes Manöver der Streitkräfte erfolgt ohne die Einbeziehung von Seekriegsschiffen. Dies zeugt von einer Veränderung der „kontinentalen“ Denkweise des Verteidigungsministeriums, in deren Rahmen die Militärs die Durchführung von Operationen ausschließlich auf dem Lande angenommen hatten. In dieser Hinsicht sind die beiden letzten Manöver sehr wichtig – „Umka-2021“ und die Manöver auf der Krim unter Beteiligung mehrerer Waffengattungen.

Im ersten Fall bestätigten die Seeleute der Nordmeerflotte die Möglichkeit einer verdeckten Entfaltung strategischer Atom-U-Boote in einer bedrohten Zeit in der Arktis sowie die Möglichkeit eines synchronen Auftauchens einer Gruppe von U-Booten aus dem Eis und der Führung eines massierten Raketenschlages gegen den Gegner. Im zweiten gewährleistete die Flotte die Verlegung von Kräften und Mitteln der Luftlandetruppen zu einem entfernten Schauplatz von Kampfhandlungen. Bis dahin hatte unsere Armee solche taktischen Handlungen nicht demonstriert.

Nach Aussagen von Verteidigungsminister Sergej Schoigu wurden dafür „im Verlauf von drei Wochen zwei Armeen und drei Verbände der Luftlandetruppen erfolgreich an die westlichen Grenzen der Russischen Föderation, in die Gebiete der Erfüllung der Lehr- und Gefechtsaufgaben verlegt“. Darunter auch auf die Krim. Es ist möglich, dass der operative Charakter und die Dimension der Handlungen den Beginn einer Militäroperation Kiews gegen Donezk und Lugansk verhinderten. Auf jeden Fall hatte nach der verbalen Unterstützung für den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij nicht einer der westlichen Staats- und Regierungschefs keinerlei Schritte für einen militärischen Druck auf Moskau unternommen. Dies erlaubte Sergej Schoigu, den Abschluss der Überprüfungsmaßnahmen im Südlichen und im Westlichen Militärbezirk und den Abzug der Truppen zurück zu ihren ständigen Stationierungsorten bekanntzugeben.

All diese Maßnahmen veranlassen, nicht nur auf unsere Armee anders zu schauen, sondern auch auf unsere Geschichte. Bei einer Tagung des Organisationskomitees „Pobeda“ („Der Sieg“) im Jahr 2019 lenkte Präsident Wladimir Putin die Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit der „tatsächlich aufklärenden Mission, deren Grundlage stets das persönliche Beispiel, aufrichtige Taten sowie bedeutsame, würdige und für alle verständliche Ergebnisse waren und bleiben“.

„Eine durchdachte, der Wahrnehmung der heutigen Jugend entsprechende und – das Wichtigste – eine ehrliche patriotische Tagesordnung muss in den neuen Generationen durch das Leben an sich geprüfte Basiswerte festigen, die unsere Traditionen, die nationale Identität und den ganzen historischen Weg Russlands mit seinen Prüfungen und Triumphen widerspiegeln“, unterstrich das Staatsoberhaupt.

Diese Aufgabe steht vor dem Bildungsministerium, dem Ministerium für Wissenschaft und Hochschulausbildung und dem Kulturministerium. Scheinbar wird sie aber ausschließlich durch das Verteidigungsministerium und gesellschaftliche Kräfte im vollen Umfang realisiert. Es ist symbolisch, dass die Aktion „Wir sind eine Armee des Landes! Wir sind eine Armee des Volkes!“ im Park „Patriot“ beendet wird. Neben dem wurde auf Initiative von Sergej Schoigu eine grandiose Kathedrale zur Auferstehung Christi – die Hauptkirche der russischen Streitkräfte -, ein Pantheon des militärischen Ruhmes, errichtet. Sie vereint nicht nur die Erinnerungen an die Vorfahren, sondern auch die Hauptreligionen der Bürger Russlands. Die Galerie „Weg der Erinnerung“ veranlasst mit jedem Schritt, sich an jeden Tag des Großen Vaterländischen Krieges zu erinnern. An die gewaltige Arbeit tausender Menschen! Das Problem besteht nur darin, dass wir uns nur am 9. Mai daran erinnern.

Und dies ist keine Sache des Vergessens und des Fehlens von Erinnerungen. Die gesellschaftliche Aktion „Unsterbliches Regiment“ wird wie auch früher Millionen vereinen. In diesem Jahr wird sie, wie die Co-Vorsitzende des Zentralen Stabs der Bewegung Jelena Zunajewa mitteilte, am 9. Mai online stattfinden. Die Organisatoren planen gleichfalls, die Veranstaltung im traditionellen Format am 24. Juni dieses Jahres durchzuführen. Die Genehmigung für ihre Durchführung hängt jedoch von der Verbraucherschutzbehörde und Hygieneaufsicht Rospotrebnadzor ab.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass das Herumfahren durch die Städte am 9. Mai mit roten Flaggen und zur Musik der Kriegsjahre in Autos deutscher Hersteller, die mit den Aufklebern „Wir können es wiederholen“ oder „Eine Trophäe“ versehen worden sind, nicht das Wesen des Feiertages verwechselt. Möglich ist, dass gerade deshalb die Aktion „Wir sind eine Armee des Landes! Wir sind eine Armee des Volkes!“ so wichtig ist. Schade ist, dass sie zwar im ganzen Land erfolgt, aber nur einmal im Jahr.