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Türkische Drohnen werden russischen Luftwaffenstützpunkt in Kant kontrollieren


Die Türkei beabsichtigt, Russland und China auf dem Waffenmarkt in der zentralasiatischen Region in Bedrängnis zu bringen. Kirgisiens Präsident Sadyr Dschaparow bestätigte am 23. Oktober Medien-Informationen, wonach sein Land sich vorbereite, „für Verteidigungszwecke“ türkische Kampfdrohnen „Bayraktar TB2“, die als letale Waffen gelten, zu erwerben. Dies wird wahrscheinlich zu einem der wichtigen Schritte Ankaras bei der Stärkung des von ihm geschaffenen Turkischen Rats, der unter der Ägide der Türkei die meisten moslemischen postsowjetischen Länder vereint. Dies widerspricht den geopolitischen Interessen Chinas und Russlands, die bereits in der Region konkurrieren.

Der Anteil der Volksrepublik China am Waffenmarkt Zentralasiens beträgt laut einigen Schätzungen rund 15 Prozent. Die Länder der Region nutzen vor allem russische Waffen. Der Anteil Chinas ist vor zehn Jahren um ein Gehöriges angestiegen. Peking liefert an die Länder Zentralasiens Waffen, die Russland erst herzustellen und seiner Armee und für den Export bereitzustellen beginnt. Dies betrifft in erster Linie Drohnen. Wie die Medien berichteten, hat China seine Drohnen CH-3, CH-4, CH-5 und Wing Loong bereits solchen Partnern wie Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan verkauft. Kirgisien ist nicht in dieser Liste. Und da hat Ankara beschlossen, den Moment auszunutzen.

Russische und kirgisische Medien melden, dass Kirgisien angeblich nur beabsichtige, Bayraktar-TB2-Drohnen von der Türkei zu erwerben. Diese Frage ist aber augenscheinlich prinzipiell entschieden worden, da laut einer Meldung der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, die sich auf den Vorsitzenden des Staatskomitees für nationale Sicherheit Kirgisiens, General Kamtschibek Taschijew, beruft, „der Auftrag für den Erwerb einer Partie von Drohnen bereits nach Ankara herausgegangen ist“, und die „Techniker, die die Drohnen steuern, bereits eine Schulung in der Türkei durchlaufen haben“. Faktisch bestätigt dies auch selbst der kirgisische Präsident, der mitteilte, dass Bischkek die türkischen Drohnen „nicht dafür erwirbt, um irgendwen zu überfallen“, sondern „für die Verteidigung“.

Betont sei gleichfalls, dass Bischkek von Russland die Drohnen „Orlan 10Je“ („Adler 10Je“) erwirbt“, wofür schon „Mittel bereitgestellt worden sind“. Allem Anschein nach plant Bischkek, von Russland einen Satz von „Orlan“-Drohnen zu erwerben, der einen Steuerpunkt und vier eigentliche Drohnen umfasst. Die Kosten für diesen Satz liegen bei etwa 70.000 Dollar. Laut Aussagen von Taschijew machten die Kosten der von Ankara erworbenen Militärdrohnen „300 Millionen Som (3,5 Millionen Dollar) aus“. Voller Stolz teilte der kirgisische General mit, dass „solche Technik nur fünf Länder haben. Und eines von ihnen wird Kyrgystan sein“. Und die Technik werden schon bald eintreffen. Laut offenen Angaben hat Ankara die Bayraktar-TB-2-Drohen an Aserbaidschan, Libyen, Qatar, Tunesien und Saudi-Arabien gleich in Sätzen bei einem Preis für einen Satz von rund 70 Millionen Dollar geliefert. Diese Zahl mach laut Angaben des Stockholmer internationalen Friedensforschungsinstituts (SIPRI) mehr als die Hälfte der Militärausgaben Kirgisiens aus (für das laufende Jahr – etwa 130 Millionen Dollar). Das Land befindet sich in einer Schuldenabhängigkeit von Russland und China. Und von woher solch eine Summe für den Erwerb von Waffen – ist unklar.

„Ankara möchte Bischkek zu seinem Schuldner machen“, meint der Militärexperte, der Oberst der Reserve Sergej Soltanow. „Die Türkei hatte als erster auf den militärischen Grenzkonflikt zwischen Kirgisien und Tadschikistan im April des Jahres 2021 reagiert, indem sie humanitäre Hilfe bereitstellte und den Bau von etwa 100 Häusern für die Bürger des Landes, die ihr Obdach verloren hatten, organisierte. Und jetzt wird diese Hilfe im Verteidigungsbereich gewährt. Die Kosten für die Ausbildung und Organisierung von Bayraktar-TB2-Flügen in Kirgisien wird Ankara scheinbar übernehmen. Es sei aber angemerkt, dass es in Kirgisien, in Kant, einen Militärstützpunkt der Russischen Föderation gibt. Folglich werden nunmehr türkische Drohnen auch ihn kontrollieren können“.

Die Zusammenarbeit in Bezug auf Drohnen ist, wie man verstehen kann, lediglich eine Episode in der Zusammenarbeit beider Länder. Kirgisien gehört zur Interessenssphäre der Türkei als ein Element in der Ideologie der Einheit der turksprachigen Staaten, die durch Ankara propagiert werde, meint Soltanow. Dieser Tage wurde in der Stadt Usgen des kirgisischen Verwaltungsgebietes Osch die Imam-Sarakhsi-Moschee eingeweiht, die mit Mitteln türkischer Sponsoren errichtet worden war. Vor einem Monat erklärte Kirgisiens damaliger Wirtschafts- und Finanzminister Akylbek Dschaparow im Verlauf der 10. Tagung der Wirtschaftsminister des Rates für Zusammenarbeit der turksprachigen Staaten in Baku, dass Bischkek „den Turkischen Rat als eine Integrationsvereinigung ansieht, der real, in der Praxis die aktuellen Probleme des heutigen Tages lösen soll“. Und diese Probleme im Verteidigungsbereich löst jetzt die Türkei.

„Gegenwärtig hält man in der Führung Kirgisiens den Einkauf von Kampfdrohnen im Zusammenhang mit dem Faktor des auf Eis gelegten Konflikts an der kirgisisch-tadschikischen Grenze für keinen überflüssigen“, betont Soltanow. Er lenkt das Augenmerk darauf, dass Kirgisiens Präsident im Sommer Ankara besuchte, wo er sich mit dem türkischen Staatschef traf. „Laut einigen Angaben hat Dschaparow Ankara angeboten, den Flughafen „Manas“ als einen Transport- und Logistik-Hub in Asien zu nutzen, und gab Garantien für ein vergünstigtes Regime bei Realisierung dieses Projekts. Dschaparow hat ebenfalls um militärtechnische Hilfe zwecks Modernisierung der materiell-technischen Basis der Streitkräfte des Landes gebeten. Und da kommt diese Hilfe. Solch eine Zusammenarbeit ist aber augenscheinlich nicht im Interesse der Russischen Föderation“.