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Türkische „Raubvögel“ verlieren an Scharfsichtigkeit und Gefieder


Laut den Tagesberichten aus dem Verteidigungsministerium der Russischen Föderation werden angeblich jeden Tag in der Zone der Durchführung der am 24. Februar begonnenen sogenannten militärischen Sonderoperation zehn und mehr ukrainische Drohnen in der Luft und auf dem Boden vernichtet. Am Dienstag, dem 83. Tag der Operation meldeten die russische Militärs 23 vernichtete Drohnen der ukrainischen Streitkräfte, womit die Gesamtzahl der Verluste Kiews in dieser Hinsicht 912 unbemannte Flugapparate ausmachen würden.

Die Anzahl der in der Luft vernichteten Drohnen vom Typ „Bayraktar-TB2“ aus türkischen Entwicklungsbüros und Produktionsstätten hat bereits die Marke 50 überschritten. Was ist mit der gepriesenen Waffe geschehen, die vor noch nicht allzu langer Zeit sozusagen den Ausgang der Konfrontation im Bereich des armenisch-aserbaidschanischen Konfliktes in Bergkarabach entschieden hatte?

Die armenischen Militärs waren in der Tat nicht in der Lage gewesen, den „Bayraktar“-Drohnen Paroli zu bieten. Und letztere dominierten über dem Kriegsschauplatz. Die große Meisterschaft der türkischen Instrukteure, die es verstanden hatten, in einer recht kurzen Zeit die aserbaidschanischen Einsatzkräfte auszubilden, führte zusammen mit dem modernen Zielsuchsystem und der ausgezeichneten Optik dazu, dass die Drohnen-Teams schnell getarnte gepanzerte Technik und Stützpunkte ausfindig machten und danach mit hochpräzisen Waffen, die von den Drohnen abgefeuert werden, vernichteten. Die armenische Armee hatte ernsthafte Verluste hinnehmen müssen und war gezwungen gewesen, ihre Stellungen zu verlassen, und die armenische Seite – Territorium herzugeben.

Unter Bedingungen einer schwachen Luftabwehr präsentieren sich die „Bayraktar-TB2“-Drohnen als eine recht wirksame tödliche Waffe. Die operativ-taktische Kampf- und Aufklärungsdrohne mit einem Verbrennungsflugmotor und einem Propeller für den Anschub kann sich in einer Höhe von bis zu mehr als 8.000 Meter zwölf bis 24 Stunden in der Luft aufhalten. Die maximale Reichweite der Steuerung beträgt 150 Kilometer, was erlaubt, eine ständige Beobachtung aus der Luft vorzunehmen und sich nach Auffinden von Zielen schnell für ein Abfeuern von Raketen anzunähern. Die Marschgeschwindigkeit wird mit 130 Kilometer in der Stunde angegeben. Bestücken kann man die Drohne mit vier lasergelenkten UMTAS-Panzerabwehrraketen oder mit lasergelenkten hochpräzisen Mini-Bomben der Typen MAM-L und MAM-C des türkischen Herstellers Roketsan, die imstande sind, Objekte in einer Entfernung von acht bis 14 Kilometern zu vernichten. Und da muss man objektiv sein: Solchen taktisch-technischen Eigenschaften kann man nur Anerkennung zollen.

Bis zum heutigen Tag geht die Zahl der von russischen Luftabwehrkräften abgeschossenen Drohnen aus türkischer Fertigung in die dutzende, was nicht unbedingt eine gute Werbung für die Hersteller ist. Seit Beginn der von Präsident Wladimir Putin befohlenen militärischen Sonderoperation Russlands sind mehr als 900 Drohnen unterschiedlicher Modelle vernichtet worden. Unter ihnen beispielsweise das Modell Tu-143 „Rejs“ (deutsch: „Flug“ oder „Reise“) noch aus sowjetischer Produktion.

Zur gleichen Zeit sind die Verluste an „Bayraktars“ große. Bei dem jüngsten Anlandungsversuch der ukrainischen Streitkräfte auf die sogenannte Schlangeninsel im Schwarzen Meer wurden durch die russischen Luftabwehrmittel gleich 19 „Bayraktar-TB2“-Drohnen abgeschossen. Was war da passiert? Wie gelang es den Kräften Russlands, die türkischen Drohnen in Griff zu bekommen?

Erstens waren im Verlauf des armenisch-aserbaidschanischen Konflikts, aber auch der Kampfhandlungen in Syrien und Libyen mehrere „Bayraktars“ mit minimalen Schäden in die Hände der gegnerischen Seite geraten. Damit hatte sich die Möglichkeit ergeben, sich mit ihrer Konstruktion und ihrem „Innern“ (der Elektronik) näher vertraut zu machen. Die entsprechenden Fachleute aus hochspezialisierten Forschungsinstituten hatten sie bis ins kleinste Detail zerlegt. Besonderes Augenmerk widmeten sie der Untersuchung der Systeme zur Zielortung und zum Scannen der Umgebung sowie der Funkelektronik.

Zweitens schenkten die russischen Militärs dem Studium der Taktik für den Einsatz der „Bayraktar“-Drohnen Aufmerksamkeit. Es stellte sich heraus, dass in der Regel zuerst Aufklärungsdrohnen losflogen, die ein Fixieren der Lage der gegnerischen Technik und Stützpunkte vornahmen. Und bereits danach starteten die Kampfdrohnen.

Drittens hatte es im Bereich des armenisch-aserbaidschanischen Konflikts zum Bedauern für die armenische Seite nicht ausreichend moderne Luftverteidigungskomplexe gegeben, die den „Bayraktars“ würdig Paroli hätten bieten können. Mehr noch, nicht immer hatten die Luftabwehr-Einheiten klug und kaltblütig gehandelt. Die russischen Truppen und die Volksmiliz der Donbass-Republiken DVR und LVR demonstrieren einen besseren Ausbildungsstand und Meisterschaft. Die Zone der Kampfhandlungen ist buchstäblich mit unterschiedlichsten Systemen der Luftverteidigung inklusive modernster Komplexe vollgestopft. Dies hatte sich als eine völlige Überraschung sowohl für die ukrainischen Militärs als auch die türkischen Drohnen-Entwickler erwiesen. Übrigens, ein „Bayraktar-TB2“-Komplex kostet 69 Millionen Dollar und besteht dabei aus sechs Drohnen, zwei Steuerstationen, 200 Gefechtsladungen und Hilfsanlagen.

Unter den von den russischen Militärs eingesetzten Systemen ist der funkelektronische Gefechtskomplex „Krasucha-4“. Wie intelligent und vollkommen auch immer die türkische Drohne sein mag, ihr elektronisches „Gehirn“ ist bei einer funkelektronischen Beeinflussung anfällig. Die Einmaligkeit des Komplexes „Krasucha-4“ besteht gerade darin. Hauptsächlich wird er für die gezielte Störung von Lenkwaffen, Drohnen und Radarsystemen verwendet, soll in der Lage sein, in einem Radius von 150-300 Kilometer gegnerische Radarsysteme dauerhaft zu beschädigen, und wird zur Absicherung von Kommandopunkten, Truppengruppierungen der Luftabwehr sowie wichtiger Industrie- und verwaltungspolitischer Objekte genutzt. Der Komplex analysiert den Typ des jeweiligen Signals und wirkt durch Streustrahlungen auf Funk- und Radarstation des Gegners. Laut vorliegenden Informationen soll das System gar in der Lage sein, Spionage-Satelliten, Bodenradars und luftgestützte AWACS-Systeme zu unterdrücken.

Neben den Komplexen für den funkelektronischen Kampf halten auch unsere Luftverteidigungsmittel die „Bayraktars“ erfolgreich im Zaum. Unter anderem der taktische Allwetter-Luftabwehr-Raketenkomplex „Tor-M2“, der für die Lösung von Aufgaben der Luft- und Raketenabwehr auf Divisionsebene bestimmt ist. Er wird zum Schutz wichtiger Objekte und der ersten Linien der Verbände der Landstreitkräfte vor Schlägen mit Flügelraketen und Mitteln gegen funktechnische Anlagen, mit Drohnen und Fliegerbomben sowie mit Flugzeugen und Hubschraubern eingesetzt. Keine Ausnahme bilden da auch die Objekte, die entsprechend der Stealth-Technologie gebaut worden sind. Nach der Modernisierung kann der Komplex manuell (unter Beteiligung von Anlagenfahrern) als auch im automatischen Regime arbeiten. Das eigentliche System kontrolliert den vorgesehenen Luftraum und erfasst alle Luftziele, die nicht durch das System „Freund-Feind“ erkannt worden sind.

Die letzte vervollkommnete Modifikation des Systems, die seit dem Jahr 2016 an die Truppen ausgeliefert wird, kann aus der Fahrt heraus das Feuer führen. Im Vergleich zu den früheren Versionen ist die Gefechtsladung des neuen Komplexes bis auf 16 Raketen erhöht worden. Und die Raketen 9M338K besitzen eine größere Reichweite und höhere Treffergenauigkeit. Nach Aussagen des Oberkommandierenden der russischen Landstreitkräfte Generaloberst Oleg Saljukow seien die „Tor-M2“-Komplexe das wirksamste Mittel zur Bekämpfung taktischer Drohnen.

Die russischen Militärs setzen gleichfalls den Komplex „Panzir-S1“ ein. Seine Rakete sichert eine Vernichtung aller Typen perspektivreicher Luftangriffsmittel. In erster Linie – hochpräziser Waffen mit einer Fluggeschwindigkeit von bis zu 1000 m/s. Man kann sagen, dass dies ein wahrer Killer von „Bayraktar“- und anderen Drohnen ist. Ende Dezember 2017 erklärte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu, dass in der gesamten Zeit der Präsenz des russischen Truppenkontingents in Syrien mit Hilfe der „Panzir-1“-Komplexe 16 Drohnen und 54 Raketen von Raketenwerfer-Komplexen vernichtet worden seien.