Ohne Erfolge an der Front zu haben, versuchten die ukrainischen Militärs in der Nacht zum 3. März, den massivsten Schlag der letzten Zeit mittels Drohnen gegen die Krim zu führen. Wie das Verteidigungsministerium Russlands meldete, hätten die russischen Luftverteidigungskräfte 38 ukrainische Drohnen vernichtet. Während der Attacke wurde der Verkehr über die Krim-Brücke eingestellt, zumal die ukrainische Führung mehrfach das Bestreben signalisierte, dieses Objekt zu vernichten. Russlands Verteidigungsministerium meldete auch in den nachfolgenden Tagen die Liquidierung von Drohnen aus der Ukraine. Und am Samstag erfolgte gar die Erfolgsnachricht, dass in der Zone der militärischen Sonderoperation in den vergangenen 24 Stunden 197 Drohnen des ukrainischen Gegners vernichtet worden seien.
Die ukrainischen Streitkräfte haben in der letzten Zeit die Möglichkeiten des Einsatzes von Drohnen erweitert, die in der Lage sind, große Entfernungen zu bewältigen. Im Bereich ihrer Reichweite sind nicht nur die Krim-Halbinsel und die Kertsch-Meerenge, sondern auch andere Ziele in der Tiefe des Territoriums der Russischen Föderation. Flugzeugartige Drohnen wurden zuvor bereits in der Region von Sankt Petersburg und im Verwaltungsgebiet Belgorod abgeschossen.
Ein Teil der Experten ist der Annahme, dass im Verlauf der Attacken auf die Newa-Metropole die Streitkräfte der Ukraine nicht so sehr versucht hätten, Schläge gegen Energieobjekte zu führen, sondern das System der russischen Luftverteidigung überprüft und aufgedeckt hätten. Dies ist recht gefährlich, da die ukrainischen Streitkräfte bereits früher Schläge geführt hatten, die zu Schäden an Erdöl- und Erdgas-Terminals und anderen Objekten der Öl- und Gasverarbeitung am Ufer des Finnischen Meerbusens führten.
Das bekannt gewordene Gespräch von deutschen Offizieren über eine mögliche Übergabe weitreichender deutsch-schwedischer Taurus-Flügelraketen an Kiew belegt, dass es nicht nur in der Ukraine, in Frankreich und Großbritannien Interessenten gibt, die Krim von stabilen Verbindungswegen mit der Verwaltungsregion Krasnodar abzuschneiden, sondern auch in der Militärelite Deutschlands. Dies wird möglich, wenn in Berlin diesbezüglich eine politische Entscheidung getroffen wird oder andere Länder Taurus-Raketen an die Streitkräfte der Ukraine übergeben. Neben der Bundeswehr (mit nicht weniger als 600 Stück) gibt es Raketen vom Typ Taurus KEPD 350 in den Luftstreitkräften Spaniens (mindestens 40 Stück) und eventuell in den Luftstreitkräften Schwedens. Neben der deutschen Firma Taurus Systems GmbH stellt der schwedische Konzern Saab Bofors Dynamics auch Taurus KEPD her. Darüber, wie viele solcher Raketen in den schwedischen Truppen vorhanden sind, liegen keine offiziellen Angaben vor. Es ist aber bekannt, dass Saab Bofors Dynamics imstande ist, jährlich mindestens 50 Taurus KEPD herzustellen. Und diese Firma produziert sie bereits 20 Jahre lang.
Wie dem auch sei, die Krim-Brücke bedrohen nicht nur ukrainische Drohnen, sondern auch weitreichende Raketen aus Schweden und anderen NATO-Ländern, die in der Bewaffnung der Armee der Ukraine auftauchen können. Angegriffen werden können auch Grenzgebiete der Russischen Föderation. Experten räumen ein, dass die USA der ukrainischen Armee eine neue Partie von taktischen ballistischen Feststoff-Raketen der Boden-Boden-Klasse vom Typ ATACMS mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern liefern könnten (die Variante MGM-140B ATACMS Block 1A). Solche Raketen mit einer geringeren Reichweite sind den ukrainischen Streitkräften schon geliefert worden. Der Präsident der Ukraine, Wladimir Selenskij, hatte die Vereinigten Staaten sehr darum gebeten, Varianten mit einer größeren Reichweite zu übergeben. Und das Pentagon hat noch die finanzielle Möglichkeit, Kiew militärische Hilfe im Umfang von rund vier Milliarden Dollar zu gewähren.
Unter diesen Bedingungen erlangt die Verstärkung wichtiger Objekte auf der Krim und in anderen Gebieten der Russischen Föderation mittels Luftverteidigungsmittel erstrangige Bedeutung. „Dass in der letzten Zeit praktisch alle Drohnen und Raketen über der Krim-Halbinsel abgeschossen werden, ist zweifellos ein Verdienst des Kommandos und der Militärs der 31. Luftverteidigungsdivision und anderer Verbände des Südlichen Militärbezirks, die die Sicherheit des Luftraums der Halbinsel und der Brücke über die Meerenge von Kertsch sichern“, erklärte der „NG“ der Militärexperte und Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow. Er erinnerte daran, dass der Verteidigungsminister im vergangenen Jahr mitgeteilt hätte, dass in Russland im Jahr 2023 eine Division und eine Brigade der Luftverteidigung, eine Sonderbrigade der Luft- und Raketenabwehr, aber auch ein Fla-Raketen-Regiment, das mit den Raketenkomplex S-350 „Witjas“ (zu Deutsch: „Recke“) ausgerüstet ist, gebildet werden würden. Der genannte Komplex wurde im Übrigen durch den Konzern Almaz-Antej entwickelt, der ihn auch herstellt. Der S-350-Komplex ist eine mobiles Fla-Raketensystem mittlerer Reichweite, das für den Schutz von Objekten vor modernen und perspektivischen Luftangriffsmitteln bestimmt ist. Das System vernichtet laut Angaben des Herstellers Ziele in einer Entfernung von über 120 Kilometern und in Höhen von mehr als 30 Kilometern.
„Die Einheiten, die „Witjas“-Komplexe in der Bewaffnung haben, aber auch viele neuaufgestellte Truppenteile und Verbände der Luftabwehr können für einen Schutz strategischer Objekte im Bereich der militärischen Sonderoperation und auf dem Territorium Zentralrusslands konzentriert werden“, meinte Netkatschjow. Er betonte dabei die stabile Arbeit der Systeme für die Luftverteidigung der Russischen Föderation entlang der gesamten Frontlinie, was in den letzten Meldungen des russischen Verteidigungsministeriums widergespiegelt worden sei.
Vor diesem Hintergrund bezeichnete der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte Alexander Syrskij die Situation an der Front als eine „schwierige“. Offizielle Meldungen von beiden Seiten belegen die Erfolge der Streitkräfte Russlands in den Bereichen Awdejewka, Cherson und Saporoschje. Nach Informationen der Zeitung The New York Times befürchte man im Weißen Haus, dass sich für die ukrainische Armee Probleme aufgrund der schwachen Befestigungen an der neuen Verteidigungslinie ergeben würden. Und folglich prognostizieren die USA ein neues Vorrücken der russischen Armee gen Westen.
In Kiew räumt man scheinbar solch ein Szenarium ein, erwartet aber nach wie vor irgendwelche Erfolge vom neuen Oberkommandierenden der Streitkräfte Syrskij. Bezüglich der schwierigen Situation an der Front hatte dieser mitgeteilt, dass „in einzelne Brigaden, wo es Probleme mit der Ausbildung des Stabes gibt, durch mich Gruppen von Spezialisten für eine Weitergabe von Erfahrungen und die Gewährung von Hilfe entsandt worden sind“. Er informierte gleichfalls über einen Austausch und eine Verlegung einer der Brigaden ins Hinterland für die Wiederherstellung der Kampffähigkeit. Dabei betonte Syrskij, dass die Probleme oft mit der geringen Kompetenz der Brigadekommandeure der Streitkräfte zusammenhängen würden. Sie würden die Situation nicht im Griff haben, und in einzelnen Fällen sei er gezwungen gewesen, „Personalentscheidungen zu treffen“.
Wladimir Selenskij unterstützte in einer Videoansprache an das Volk die Initiativen von Syrskij. „Der Oberkommandierende hat freie Hand für jegliche personelle Umbesetzungen in den Streitkräften der Ukraine erhalten“, erklärte er. Selenskij fügte hinzu, dass er nach der Rückkehr von Syrskij aus der Zone der Kampfhandlungen ihn mit einem „detaillierten Bericht und konkreten Vorschlägen zu weiteren Veränderungen und unseren Handlungen“ erwarte.
„Man kann es wohl kaum als einen Zufall bezeichnen, dass die ukrainische Front nach der Auswechselung der Führung der ukrainischen Streitkräfte zu zerbröckeln beginnt. Die neue Führung der ukrainischen Armee in Gestalt von Syrskij sucht scheinbar nach Schuldigen unter den Brigade-Kommandeuren, die einen Rückzug zugelassen hatten“, meinte General Netkatschjow gegenüber der „NG“.
Zur gleichen Zeit wechsele Syrskij Befehlshaber einiger Brigaden und Bataillone aus, offiziell – im Zusammenhang mit Fehlschlägen, wie der Ex-Abgeordnete der ukrainischen Rada Oleg Zarjow betonte, der inzwischen in Russland untergekommen ist und auf der Krim ein Sanatorium leitet. „Inoffiziell – aufgrund der offenen Bitten einer Reihe von Kommandeuren, Saluschnij zurückzuholen. Der gegenüber Syrskij loyale Tarnawskij (General Alexander Tarnawskij, Befehlshaber der operativ-taktischen Gruppierung „Taurien“ – „NG“), der für die gescheiterte Verteidigung von Awdejewka verantwortlich ist, hat aber sein Amt bewahrt“, nimmt Zarjow an. Er ist der Auffassung, dass die ukrainischen Streitkräfte eine Strategie für die weiteren Handlungen hätten. „Unter den Bedingungen der schweren Lage an der Front“ würden sie alle Möglichkeiten für Schläge gegen die russischen Territorien nutzen und „maximal spektakuläre Attacken mit einer maximalen Wirkung durch die Medien“ durchführen.