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Wer möchte Opfer?


Die von Russlands Präsident Wladimir Putin angeordnete „militärische Sonderoperation“, die am 24. Februar auf dem Territorium der von Moskau anerkannten Donbass-Republiken und in vielen Teilen der Ukraine begonnen hat, ist in den 6. Tag gekommen. Experten meinen, dass die aus westlicher Sicht gestartete Aggression ins Stocken geraten, aber nicht aufzuhalten sei. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich eine Spaltung in der russischen Gesellschaft ab, die den Kreml bisher nicht beunruhigen wird. Schließlich sind laut Umfragen des staatlichen Meinungsforschungszentrums VTsIOM 68 Prozent der befragten Russen für diese Operation, während es an deren 2. Tag noch 65 Prozent waren. Die Anzahl der Gegner eines Kriegs in der Ukraine, wobei die staatliche Aufsichtsbehörde im Medien- und Internetbereich Roskomnadzor und die Generalstaatsanwaltschaft vehement gegen eine Verwendung des Begriffs „Krieg“ vorgehen, liegt bei etwa 20 bis 22 Prozent. Für die kremltreuen Kräfte ist aber selbst dies schon zu viel, so dass sie Mahner und Kritiker zu diskreditieren suchen und sich den Herrschenden anbiedern. Der Schriftstellerverband bildet da keine Ausnahme. In der „Literaturnaja Gazeta“ und auf der Internetseite des Traditionsblattes veröffentlichte er einen Offenen Brief, der von der Stilistik her an die aus dem Kreml und dem russischen Außenministerium erinnert. Ungeachtet dessen ist „NG Deutschland“ der Auffassung, dass auch solch ein Dokument für den deutschsprachigen Leser zugänglich gemacht werden sollte.

 

„Wer möchte Opfer?

Die militärische Sonderoperation, die derzeit im Donbass und einigen Teilen der Ukraine erfolgt, war schon lange herangereift. Der Westen hatte die Versuche nicht aufgegeben, so oder anders Russland zu verletzen, es anzuschwärzen und letzten Endes zu zerstückeln. Dafür gibt es zahlreiche Beweise: von freigegebenen Militärplänen der NATO zur Vernichtung Russlands und einem ständigen Wust von Lügen durch US-amerikanische Fernsehkanäle bis hin zu einer physischen Beseitigung von gegen die faschistische Ideologie auftretenden Menschen in der Ukraine.

Ein besonderes Ausmaß hat die antirussische Hysterie seit 2014 angenommen, als die Bewohner der Krim frei und fast einstimmig beschlossen hatten, sich Russland anzuschließen, und der Donbass keine Erniedrigungen dafür mehr wollte, dass er auf Russisch sprach und dachte. Und Russland hat diese legitimen Forderungen unterstützt.

Unser Streben nach einem Dialog, die Besorgtheit Russlands über Sicherheitsprobleme wurden nicht vernommen. Wobei bewusst Zweitracht mit Hilfe aggressiver militärischer Handlungen, Fake-News sowie informationsseitigen Provokationen und Inspirationen gesät wurde. Acht Jahre lang haben wir auf alle Seite geduldig eingeredet, die Minsker Abkommen zu erfüllen. Doch der Westen hatte der Ukraine ein unausgesprochenes Go für deren Scheitern gegeben.

Ein Aufhetzen der Slawen untereinander ist unzulässig. Wir Bürger Russlands wollen keinen gegen irgendwen aufhetzen! Die Russen beginnen keinen Krieg. Die Russen beenden ihn gewöhnlich. Die militärische Sonderoperation Russlands zielt darauf ab, dass in Europa Frieden herrscht.

Wir lieben das ukrainische Volk, singen ukrainische Lieder, sehen ukrainisches Kino, beten in ein und denselben Kirchen. Wir haben gemeinsame Gedanken und den heftigen Wunsch, endlich die Luft des bereits nahen, für unsere Völker gemeinsamen Frühlings einzuatmen. Wir haben große Schriftsteller, die durch die gleichen geistigen Freuden über das Glück, die Freiheit, den Frieden und den Menschen verbunden sind. Lew Tolstoi und Nikolai Gogol, Taras Schewtschenko und Alexander Puschkin, Lesja Ukrainka und Anna Achmatowa. Wir haben eine riesige Zahl gemeinsamer Siege und Errungenschaften, die durch keinen weggestrichen werden können.

Russland hat man oft zum Schuldigen dessen gemacht, woran andere schuldig gewesen waren. Die Größe unserer Kultur, der Armee und des Geistes wurde als etwas aufgefasst, mit dem man Schluss machen müsse. Man sehe nur einmal das Verbot von Konzerte Valerij Gergijews und Denis Mazujew in New York… (https://ngdeutschland.de/die-von-moskau-angezettelten-kampfhandlungen-fuhren-zu-einer-kultur-blockade-russlands/)

Aber jetzt ist Russland nicht kraftlos! Von daher die wilde Wut und die gnadenlosen Angriffe auf unser Land sowohl von außen als auch von innen. Jedoch verstehen wir es jetzt, sowohl uns als auch befreundete Länder zu schützen, unsere große Kultur und die Jahrhunderte alten Verbindungen zu verteidigen.

Was wäre aber gewesen, wenn die Militäroperation nicht begonnen hätte? Die Bandera-Leute hätten ihre kannibalischen Märsche durch Kiew fortgesetzt, hätte man ukrainische Journalisten umgebracht, und genauso würden Russisch-Lehrer in Gefängnissen sitzen, wären die Missetaten jener ungestraft geblieben, die in Odessa Menschen bei lebendigem Leibe verbrannten, wobei sie die Taktik der Hitler-Leute übernahmen, und würde über Russland eine dreckige Bandera-Atombombe schweben!

Wer möchte da also Opfer? Unsere Truppen, die bisher nicht einen einzigen Zivilisten vorsätzliche vernichteten? Oder diejenigen, die einen unaufhörlichen linguistischen Krieg gegen die russische Sprache aber auch einen Informationskrieg gegen das russische Bewusstsein führen? Die Antwort ist klar. Opfer will der sich mit Nazis umarmende Westen, wollen die Bandera-Anhänger, die sich mit den NATO-Leuten verbrüdern.

Aber was wollen wir? Wir wollen, dass die Ukraine eine souveräne und freundschaftliche, eine prosperierende und freie ist. Wir wollen aber nicht, dass Nazis sie regieren.

Eben daher schauen wir Schriftsteller mit Bitterkeit, aber auch mit einer Hoffnung auf die erzwungenen Handlungen der russischen Armee. Mit Hoffnung schauen wir auf den Präsidenten. Und da sehen wir auch mit Freude: Viele Ukrainer werden einsichtig, empfangen die Truppen mit Flaggen, wie beispielsweise in Melitopol, oder leisten gemeinsam einen Gefechtsdienst wie im AKW Tschernobyl und verfluchen immer häufiger das Kommando der Bataillone mit einer faschistischen Symbolik, die unausgebildete Soldaten mit Milchbärten ins Gefecht schicken.

Schriftsteller wollen keinen Krieg, sie wollen sich nicht in die Politik einmischen. Humanitäre Dokumente aus der ganzen Welt verbieten dies direkt. Aber die Stimme der Vernunft und Inspiration, die Stimme der Literatur, erklingt dennoch sowohl heute als auch später, wenn die Zeit kommt, das darzustellen, was sich in unserer einmaligen, wenn auch wahnsinnig schweren Zeit abspielte.

Frieden für dich, Ukraine! Frieden für uns, Russland und Weißrussland! Wir sind aus einer Quelle. Und diese Quelle der ursprünglichen Rus wird sowohl uns als auch die uns vom Geiste her nahen Völker nähren, immer!“