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Wie man in Moskau Freiwilliger für den Ukraine-Krieg werden kann


In Moskau dauert die am 21. September von Präsident Wladimir Putin verkündete Teil-Mobilmachung an. Dabei kommen in die Militärkommissariate nicht nur Moskauer mit einem Einberufungsbescheid, sondern auch jene, die freiwillig in die Streitkräfte der Russischen Föderation wollen. Diejenigen, die an der sogenannten militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine teilnehmen wollen, können einfach in ein Militärkommissariat kommen und sich vor Ort Klarheit hinsichtlich dieser Situation verschaffen oder, was bequemer ist, sich vorab mit Hilfe eines speziellen Service auf dem Internetportal für staatliche Dienstleistungen anzumelden. Noch ein spezieller Service ist für jene vorgesehen, die man aufgrund eines Fehlers im Rahmen der Mobilmachung eingezogen oder denen man keinen Aufschub gewährt hat.

Nach Beginn der Teilmobilmachung seien auf dem Internetportal für staatliche Dienstleistungen bis zum 4. Oktober rund 70.000 Anfragen im Zusammenhang mit diesem Thema registriert worden, erklärte Dmitrij Tschernyschenko, stellvertretender Regierungschef für Fragen der digitalen Wirtschaft und für Innovationen, das Fernmeldewesen, die Massenmedien, aber auch für Fragen der Kultur, des Tourismus und Sports. Um Russlands Bürgern zu helfen, haben zwei neue staatliche Service-Portale die Arbeit aufgenommen, die erlauben sollen, sich Klarheit über die für sie aufgekommenen Fragen zu verschaffen. Das erste wird für die Interessenten nützlich sein, die als Freiwillige in die Zone der Durchführung der militärischen Sonderoperation gehen wollen. Das zweite ist für jene, die man aufgrund eines Fehlers im Rahmen der Mobilmachung einberufen hat.

Ein Freiwilliger kann sehr einfach einen Antrag auf dem Portal für staatliche Dienstleistungen einreichen. Und dies ist bequemer als sofort in ein Militärkommissariat zu gehen. Man muss das Banner „Freiwilliger werden“ anklicken oder kann diesen Abschnitt aufrufen, indem man den digitalen Sprachgehilfen „Roboter Max“ nutzt. Der User muss die Auswahl-Kriterien studieren, die in einem speziellen Formular ausgewiesen werden, und einen Fragebogen mit persönlichen Angaben ausfüllen, wobei dem Alter und den Diensterfahrungen besondere Aufmerksamkeit zu schenken sind. Ein Großteil der Daten wird automatisch aus dem persönlichen Kabinett auf dem Internetportal für staatliche Dienstleistungen hochgeladen. Danach muss man auf einer Landkarte ein Militärkommissariat auswählen, in das man sich am bequemsten wenden kann, und den Antrag absenden. Innerhalb von maximal zwei Tagen erreicht den potenziellen Freiwilligen eine Benachrichtigung, in der ein Datum und die genaue Uhrzeit für ein Aufsuchen des ausgewählten Militärkommissariats ausgewiesen werden, aber auch eine Liste von Dokumenten, die man mitbringen muss. Nach Aussagen von Dmitrij Tschernyschenko seien innerhalb weniger Tage bereits mehr als 2000 Anträge per Internet gestellt worden. Dabei kann der Absender des Antrages, wenn er seine Entscheidung ändert, nicht ins Militärkommissariat gehen. Das Versenden des Antrags ist für ihn mit keinerlei juristischen Pflichten verbunden.

Wie Tschernyschenko betonte, sei für die Organisatoren der Mobilmachung die Aufgabe gestellt worden, auf jedes Signal der Bürger zu reagieren, die fehlerhaft für die Streitkräfte einberufen wurden. Dafür hat man auf dem Portal für staatliche Dienstleistungen einen speziellen Service für ein Anfechten von Entscheidungen der Militärkommissariate eingerichtet. Früher haben die Bürger ihre Beschwerden und Anträge über ein universelles Formblatt für Anträge auf dem Internetportal für staatliche Dienstleistungen abgeschickt. Um die Revision einer Entscheidung zu erreichen, muss man auf der Internetseite das Banner „Anfechten der Entscheidung über eine Mobilmachung“ anklicken oder mit Hilfe des digitalen Assistenten diesen Abschnitt aufsuchen. Danach muss ausgewiesen werden, für wen der Antrag eingereicht wird, da dies sowohl ein Mobilisierter selbst als auch seine Verwandten tun können. In dem aufpoppenden Formular muss man aus einem Verzeichnis den Grund für die Gewährung eines Einberufungsaufschubs auswählen. Die persönlichen Daten werden automatisch hochgeladen, die muss man nur bestätigen. Gleichfalls muss man ein Foto oder eine Scankopie des Einberufungsbescheids anhängen und die Angaben zum Militärausweis ausfüllen, aber auch die Dokumente vorlegen, die den Grund für einen Einberufungsaufschub bestätigen. Die Beschwerde gelangt automatisch in die regionale Kommission, die an das Portal für staatliche Dienstleistungen angeschlossen ist, und wird in kürzester Frist geprüft. Die Entscheidung hinsichtlich eines jeden Antrags wird verfolgt und kontrolliert. Und die Informationen würden „der Landesführung“ zugeleitet werden, erklärte Vizepremier Tschernyschenko.

Welches sind aber die Auswahlkriterien für Freiwillige? Laut Angaben des Regierungsservices können sich für das Absolvieren eines Dienstes auf Vertragsgrundlage die Bürger der Russischen Föderation bei einem Militärkommissariat melden, die sich in der Reserve der Streitkräfte der Russischen Föderation befinden und entsprechend dem Gesundheitszustand geeignet sind. Und Freiwillige können gar jene werden, die keine Militärdienst-Erfahrungen besitzen. Sie können sich beispielsweise mit Schießsportarten befassen, Jagdorganisationen oder einer Kosaken-Gemeinschaft angehören oder mit einem Dienst in jeglichen Rechtsschutz-, bewaffneten oder Sicherheitsorganen zu tun haben. Derzeit sind in Russland unter Beteiligung von Veteranenorganisationen, Kosaken-Formationen und militärpatriotischer Klubs schon über 40 Freiwilligen-Einheiten gebildet worden. Einige von ihnen nehmen an der Sonderoperation teil. Dabei können auch Personen ohne eine Militärausbildung, die aber entsprechend dem Gesundheitszustand geeignet sind, einen Antrag per Internet stellen. Aber Bürger über 60, aber auch jene, die Erkrankungen haben, die Möglichkeit verhindern, Kampfaufgaben zu erfüllen, nimmt man nicht als Freiwillige.

Die Behörden Moskaus helfen, um die im Rahmen der Mobilmachung einberufenen Reservisten und Freiwilligen mit den nötigen Sachen auszustatten, die sie zu Beginn des Militärdienstes gebrauchen können, aber auch um die Fortsetzung eines normalen Lebens für jene zu garantieren, die nicht zum Truppendienst entsandt werden können. In der russischen Hauptstadt wird den einberufenen Reservisten ein spezielles Paket bereitgestellt, zu dem winterfeste hohe Schnürschuhe, Tarnanzüge für den Winter und den Sommer, Thermosocken (zwei Paare), Thermounterwäsche, zwei Unterwäschegarnituren und ein Necessaire mit Hygieneartikeln gehören. Verpackt ist dies in einem Wäschesack, der größere als die Standardmaße aufweist. Dabei hat die Regierung der Stadt zusammen mit den Militärkommissariaten eine Überprüfung der Datenbanken vorgenommen, um die Angaben über die Reservisten zu präzisieren, wonach man begann, die Einberufungsbescheide zu annullieren, die Hauptstädtern auf der Grundlage falscher oder unvollständiger Angaben zugesandt worden waren. In der Hauptstadt arbeiten gleichfalls Hotlines unter den Telefonnummern 122 und +7 495 777-77-77, an die sich die Moskauer zu Fragen der Mobilmachung wenden können. Antworten auf interessierende Fragen zur Mobilmachung kann man gleichfalls mit Hilfe des Chat-Bots @MobilizationmskBot auf Telegram erhalten, der durch Moskaus Regierung eingerichtet wurde.

Wie in dem Moskauer Zeitungen bereits berichtet wurde, sind die Moskauer Behörden bereit, den einberufenen Hauptstädtern und deren Verwandten vielfältige Unterstützung zu gewähren. „Die Familien der einberufenen Reservisten und die Militärangehörigen an sich sollen wissen, dass Moskau sich um sie im gesamten Verlauf der militärischen Sonderoperation und nach ihr sorgen wird. Wir werden niemanden in Stich lassen, wir werden uns gegenüber jeder Familie aufmerksam verhalten, gegenüber jeder Gattin, den Eltern und Kindern“, erklärte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin. Die hauptstädtische Regierung informierte über einen Komplex von Hilfe, die die Familien der einberufenen Reservisten erhalten können. Ab dem Tag der Entsendung eines Hauptstädters zum Sammelpunkt für Militärs werden für seine Familienangehörigen die Unterstützungsmaßnahmen aktuell, die in mehrere Gruppen untergliedert sind.

In erster Linie kann eine ganze Familie eine einmalige materielle Hilfe, Konsultationen zu Rechtsfragen, psychologische Beratungen sowie die Unterstützung der Stadt bei der Ausfertigung sozialer und anderer Beihilfen erhalten. Zweitens gibt es Maßnahmen für betagte Verwandte der einberufenen Reservisten, aber auch für Invaliden und behinderte Kinder. Die Stadt ist bereit, den bedürftigen Familien, die behinderte Kinder erziehen, betagten Bürgern sowie Invaliden der 1. und 2. Gruppe eine soziale Betreuung zu Hause in Abhängigkeit von der Zusammensetzung der Familie und ohne Berücksichtigung der Höhe deren Einkommen bereitzustellen. Gleichfalls unabhängig von der Familienzusammensetzung haben die Verwandten eines einberufenen Reservisten das Recht auf eine erstrangige Einweisung in Altersheime und andere stationäre Einrichtungen Moskaus für eine soziale Betreuung. Drittens wird man auch Ehefrauen und Kindern im arbeitsfähigen Alter Unterstützung gewähren. Ihnen wird man bei der Organisierung einer Berufsausbildung und beruflichen Weiterbildung, aber auch bei der Suche nach Arbeit helfen. Viertens sind spezielle Maßnahmen für eine Unterstützung der Kinder einberufener Reservisten beschlossen worden. Sie können ohne Warteschlangen bei Erreichen eines Alters von anderthalb Jahren in Kindergärten aufgenommen, ohne eine Warteschlange in einen anderen Kindergarten oder eine andere Schule, die näher zum Wohnort der Familie liegen, überwiesen sowie in Hortgruppen ab der 1. bis 6. Klasse aufgenommen werden. Die Moskauer Behörden übernehmen ebenfalls die Zahlungen für den Besuch städtischer und munizipaler Kindergärten und Horte, aber auch für den Besuch von Zirkeln und Sektionen für eine zusätzliche Ausbildung in den Schulen und Einrichtungen für eine zusätzliche Ausbildung, die den Organen der exekutiven Gewalt Moskaus und den örtlichen Selbstverwaltungsorganen unterstehen. Überdies wird man den Kindern einberufener Reservisten, die die 1. bis 11. Klasse besuchen, eine kostenlose zweimalige Warmverpflegung (ein Frühstück und ein Mittagessen) sichern, und die Studenten städtischer Colleges könne eine einmalige warme Mahlzeit (ein Mittagessen) kostenlos erhalten.

Am 1. Oktober hat in der Megapolis das Zentrum zur Unterstützung für Familien einberufener Reservisten seine Arbeit aufgenommen, das täglich – ohne Schließtage – von 09.00 bis 20.00 Uhr geöffnet ist. Die Besucher müssen beim Aufsuchen dieses Zentrums den Pass und ein Dokument, das die Verwandtschaft mit dem jeweiligen einberufenen Hauptstädter bestätigt, bei sich haben. Außerdem kann man sich vorab über die einheitliche Auskunftstelefonnummer des Departments für Arbeit und sozialen Schutz der Bevölkerung +7 495 870-44-44 mit dem Zentrum in Verbindung setzen.